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starwars
Tage der Trauer


„Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!“
Wie er es hasste. Jedes Jahr zur selben Zeit dröhnte die Stimme des Bordcomputers durch die leeren Gänge und verkündigte seinen Geburtstag. Er hatte vergessen, warum er das vor langer Zeit eingestellt hatte. Damals schien es noch sinnvoll gewesen zu sein, doch mittlerweile hasste er es.
Er ging die Bordküche und holte sich einen corellianischen Whiskey. Die meisten Nahrungsvorräte bestanden aus corellianischem Whiskey. Seine Frau würde ihn dafür tadeln – doch sie war ja schon lange nicht mehr seine Frau.
Er war 56 und sein Leben war am Tiefpunkt angekommen. Er hatte von der Karriere eines Raumschiffkapitäns geträumt. Er wollte schnelle Jäger fliegen – und nun flog er einen YT-1300-Frachter. Der YT-1300 hatte sein gesamtes Vermögen verschlungen und er hatte trotzdem noch bei diversen Leuten extreme Schulden. Und durch den verdammten Krieg waren die Aufträge extrem zurückgegangen.
Er hatte von einer glücklichen Ehe mit vielen Kindern geträumt. Seit knapp 10 Jahren war er geschieden und von seiner einzigen Tochter hatte er seit drei Jahren nichts mehr gehört.
Er hatte von einem tollen Leben geträumt – nun war er alt und verbraucht. Seine Haut war ledrig geworden, seine Haare grau. Jahrelang hatte er darauf gewartet, dass es endlich 'bergauf ging'. Doch er war auf Talfahrt geblieben.
Und so verbrachte er den Geburtstag wie schon die letzten Geburtstage. Er ließ den Autopiloten fliegen und betrank sich.

*****

„Eintreffende Nachricht, Eintreffende Nachricht!“
Benommen öffnete Har die Augen. Wie lange war er bewusstlos gewesen? Mühsam schleppte er sich ins Cockpit und aktivierte die Kommunikation. Dann ließ er sich in seinen Pilotenstuhl fallen. Für ein längeres Stehvermögen war er noch zu betrunken.
„Hier ist die Lost Hope, Captain Rison. Mit wem habe ich das Missvergnügen?“ hörte er seine Stimme sagen.
„Papa – bist du es?“ Trotz Alkohol erkannte er diese Stimme. Diese Stimme würde er nie vergessen. Diese Stimme war das einzige im Universum, über das er wirklich glücklich war. Sein Engel, seine Tochter, sein Kind! Nichts auf der Welt war ihm so wichtig wie sie. Als sie vor drei Jahren den Kontakt abbrach und meinte, sie wolle nie wieder von ihm hören, hatte ihm das Herz gebrochen – mehr noch als seine verlorene Liebe. Schlagartig wurde seine Laune besser.
„Ja, bin ich. Tut mir leid, aber die letzten Kontakte waren eher negativer Natur. Wie geht es dir?“
„Ich schlag mich so durch. Und dir?" Er freute sich sehr über ihre Stimme, doch er hatte auch Angst. Was für ein Bild mochte er wohl abgeben? Er war unrasiert, ungekämmt und die Klamotten standen fast vor Dreck. Und warum sollte seine Tochter sich bei ihm melden?
„Ich fühl' mich schlecht. Ich will mich entschuldigen.“
„Entschuldigen? Bei wem?“
„Bei dir, Papa. Ich war vor drei Jahren sehr unfair dir gegenüber und das tut mir leid. Ich will wieder Kontakt mit dir haben und ich will, dass du wieder Teil meines Lebens wirst.“
Har war sprachlos.
„Und ich dachte, dass wäre ein schönes Geburtstagsgeschenk. Was meinst du?“
Hars Augen füllten sich mit Tränen.
„Das ist das Schönste, was seit langem jemand zu mir gesagt hat.“
„Und weißt du, Papa“, sagte sie, fast als wäre das Folgende peinlich, „ich möchte auch nicht, dass mein Kind ohne Opa aufwächst.“
„Du, du bist Mutter?“
„Nein, noch nicht. In drei Monaten wird es soweit sein. Wenn du magst, kannst du mich und Jason dann besuchen. Wir leben mittlerweile auf Alderaan und würden uns sehr freuen.“
„In drei Monaten schon? Aber das sollte ich schaffen – und wenn ich meinen aktuellen Auftrag abbreche. Meine Kleine, ich werde da sein!“
In dem Moment ruckelte die Lost Hope und schleuderte Har fast aus dem Sitz.
„Ist bei dir alles in Ordnung?“
„Ja, meine Kleine – bloß ein Meteoritenschauer. Ich kümmere mich jetzt um das Schiff. In drei Monaten bin ich bei dir. Ich liebe dich.“
„Ich liebe dich auch, Papa.“
Die Verbindung brach ab und Har blickte aus dem Cockpit. Er war nicht in einen Meteoritenschauer geraten. Er war mitten auf dem Schlachtfeld. Republikschiffe und Seperatisten beschossen sich gegenseitig. Jäger beider Fraktionen flogen durch den Raum und beschossen sich gegenseitig. Einige Schüsse trafen sein Schiff. Sofort schickte er einen Notruf: „Hier spricht Rison, Captain der Lost Hope. Ich bin freier Händler und unbeabsichtigt in diese Schlacht geraten. Bitte verschonen Sie mich und mein Schiff.“
Gleichzeitig versuchte er das Schiff zu wenden und auf dem schnellsten Wege zurück zu kommen. Immer mehr Schüsse traffen ihn.
Er sendete einen zweiten Notruf: „Hier spricht Rison, Captain der Lost Hope. Ich bin freier Händler und unbeabsichtigt in diese Schlacht geraten. Falls mir was zustößt, sagen Sie meiner Tochter Miram, dass ich sie liebe. Sagen Sie ihr, dass ich sie immer geliebt habe.“
Mehrere Schüsse traffen die Lost Hope. Navigation, Funk und Schwerkraft fielen aus. Har sah nach draußen und verfluchte den Krieg. Dann dachte er an seine Tochter, die er so sehr liebte. Er dachte an sein Enkelkind, dass nun doch ohne Großvater aufwachsen würde. Er hoffte, seine Tochter und ihr Mann wären bessere Eltern als er und seine Exfrau.
Dann explodierte die Lost Hope.

*****

Fast drei Monate später klingelten zwei Offiziere der Republik bei einem kleinen Haus auf Alderaan. Eine hochschwangere, junge Frau mit langen blonden Haaren öffnete die Tür.
„Sind Sie Miram Rison?“
„Ja, die bin ich.“
„Dürfen wir reinkommen?“
„Ja, kommen Sie rein.“
Sie führte die beiden Männer in das Haus. Drinnen stand ihr Mann Jason. Er war deutlich älter als seine Frau und hatte einen ernsten Gesichtsausdruck.
„Frau Rison, es geht um ihren Vater“ begann der eine Offizier.
„Was ist passiert?“ fragte Miram, das Schlimmste schon erahnend.
„Sein Schiff, die Lost Hope, ist vor drei Monaten in eine Raumschlacht geraten. Die Lost Hope wurde vernichtet. Ihr Vater ist dabei gestorben.“ fuhr der andere fort. „Er hat eine Nachricht übermittelt und so konnten wir Sie finden. Wir haben hier diese Nachricht für sich.“
„Geben Sie schon her!“ rief Miram schluchzend. Sie nahm den Datenchip, schob ihn in ein Wiedergabegerät und hörte die Stimme ihres Vaters: „Hier spricht Rison, Captain der Lost Hope. Ich bin freier Händler und unbeabsichtigt in diese Schlacht geraten. Falls mir was zustößt, sagen Sie meiner Tochter Miram, dass ich sie liebe. Sagen Sie ihr, dass ich sie immer geliebt habe.“
Sie fing an zu schluchzen und zu weinen.
Jason bat die Offiziere zu gehen.
Als er diese zur Tür gebracht hatte und wieder zurückkam, saß seine Frau immer noch vor dem Wiedergabegerät und hörte sich die Nachricht immer und immer wieder an: „Hier spricht Rison, Captain der Lost Hope. Ich bin freier Händler und unbeabsichtigt in diese Schlacht geraten. Falls mir was zustößt, sagen Sie meiner Tochter Miram, dass ich sie liebe. Sagen Sie ihr, dass ich sie immer geliebt habe.“


ENDE


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